Donnerstag, 18. Juni 2015

Hausarztvertrag - was bringt das dem Patienten?

Wenn ich etwas tun kann, um meine Hausärztin zu unterstützen, bei der ich fast 25 Jahre in Behandlung bin, dann mache ich das gerne. So dachte ich bis vor kurzem. Deshalb habe ich auch nicht gezögert, den

Hausarztvertrag

zu unterschreiben, den mir ihre Praxis vor einigen Jahren vorgelegt hat.

Darin stimme ich zu, immer erst zum Hausarzt zu gehen und mich von dort zu anderen (Fach-) Ärzten überweisen zu lassen. Für mich hatte das den Vorteil, dass meine Hausärztin immer den Bericht des Facharztes bekommen hat und genau wusste, was dort untersucht und diagnostiziert worden war.

Einige der Fachärzte, wie z. B. aktuell der Orthopäde, hat nie so einen Bericht geschrieben, das habe ich aber erst auf Nachfrage erfahren. Das finde ich nicht in Ordnung, denn wenn die Vereinbarung nicht eingehalten wird, kann das böse gesundheitliche Folgen haben. Als Beispiel nenne ich die Verordnung von Medikamenten, die bestimmte Nebenwirkungen haben und die für die Hausärztin wichtig zu wissen wären.

In diesem Jahr 2015 habe ich seit Beginn eine gewisse Verschreibungs-Sperre bei meiner Hausärztin festgestellt. So wurde mir im März ein Rezept für Krankengymnastik abgelehnt mit dem Hinweis, ich solle es im nächsten Quartal verlangen, was ich dann auch gemacht habe, mit etwas Frust, aber ich habe durch diverse akute Notfälle relativ viele Medikamente gebraucht und den Hinweis auf das Budget nicht negativ gesehen.

Die teilnehmenden Ärzte bekommen für die Teilnahme am Hausarztmodell finanzielle Vorteile von den Kassen zugestanden, es soll sich für sie ja schließlich lohnen. Ich als Patientin habe dagegen keine Vorteile, ich bin voll auf den Hausarzt angewiesen und wenn sich die Meinungen mal nicht decken, bin ich machtlos.

Das habe ich vor einigen Tagen hautnah zu spüren bekommen:

Es ist Mitte Juni, noch zwei Wochen zum Quartals-Ende, keine gute Zeit, um krank zu werden. An einem Abend gegen 21 Uhr ging es mir so schlecht, dass ich den Notarzt angerufen habe. Es war jedoch nichts akutes festzustellen, zur Beobachtung ins Krankenhaus wollte ich nicht. Ich dachte, ich gehe lieber am anderen Tag zur Hausärztin, die mich kennt, mit der ich die Symptome auch schon besprochen hatte, die mich in schwächerer Form seit einigen Wochen geplagt haben.

Am anderen Tag rief ich an in der Praxis und bekam die Antwort, dass erst übermorgen ein Termin frei wäre. Ich erzählte vom Notarzt, da meinte die Sprechstundenhilfe, ich solle doch in die Notaufnahme des Krankenhauses gehen. Dies hat dann die Ärztin so bestätigt. Lieber Notaufnahme als in die Praxis.

Ich war und bin schockiert. Kann das sein, dass man eine Patientin, die man ohne irgendwelche derartigen Notfälle seit 25 Jahren kennt, einfach abschiebt, weil das Quartal zu Ende ist, weil die Praxis grad voll ist? Es ist so. Und durch das Hausarztmodell kann ich jetzt auch nicht zu einem anderen Arzt gehen, sondern bin an diese Praxis gebunden.

Natürlich bin ich dann in die Notaufnahme gefahren, am übernächsten Tag, als es mir besser ging und natürlich habe die dort dann auch nichts gefunden. Aber so hat man wieder einmal ordentlich mit meinem Geld gespielt. Die Hausärztin hätte sicher spontan mit einem Medikament versucht, die Sache in den Griff zu bekommen, im Krankenhaus wurde zahlreiche Labor- und Gerätediagnostiken gemacht mit minimalem Erfolg.

Ich habe nun mein Hausarztmodell gekündigt. Bin mal gespannt, ob ich bei der Kasse Schwierigkeiten bekomme, weil ich normaler Weise mit 4 Wochen Frist kündigen muss, aber zum Monatsende mit nur noch einer Woche gekündigt habe.

Mein Hausarztmodell wird nun so aussehen:

Ein Arzt in der Nähe wird mein Ansprechpartner sein bei Infekten und Unfällen
Ein Internist wird mir für besondere Diagnosen und Laboruntersuchungen zur Verfügung stehen
Ein praktischer Arzt mit besonderen Kompetenzen in Naturmedizin wird mein Ansprechpartner sein bei diffusen Beschwerden.

Die Fachärzte wähle ich selbst und lasse mich, wenn notwendig, von einem der anderen Ärzte überweisen.

Die Krankenunterlagen sammle ich selbst.